Vor rund siebzig Jahren veröffentlichte der renommierte Ethnologe und Volksliedsammler Wolfgang Steinitz (1905 - 1967 ) seine Sammlung "Deutsche Volkslieder demokratischen Charakters aus sechs Jahrhunderten". Die Sammlung wurde in den Siebzigern und Achtzigern zu einer wesentlichen Inspiration für zahlreiche Musikerinnen und Musiker, diese deutschen Volkslieder auf neue Weise zu interpretierten. Denn viele unserer alten Volkslieder wurden in der vorangegangenen NS-Zeit zur Begleitung einer entmenschlichten Ideologie missbraucht. Die wenigen Lieder des Widerstandes hingegen wurden von der Staatsgewalt brutal unterdrückt. Steinitz zeigte mit seiner Sammlung, dass ein Teil der Volkslieder schon seit Jahrhunderten musikalischer Ausdruck einer demokratischen Willensbildung außerhalb der jeweils geltenden politischen Regeln war: Leibeigenen Bauern, ausgebeuteten Handwerkern, zwangsrekrutierten Soldaten, entrechteten Fabrikarbeitern gaben sie eine "Stimme", ebenso den Gruppen des Widerstandes gegen Feudalherren und Diktaturen oder gegen für falsch erkannte Entscheidungen der Wirtschaft und Politik. Untrennbar verbunden sind sie daher - unter anderem - mit der Umwelt-, der Antiatomkraft- sowie der Friedensbewegung in den frühen 70ger Jahren. Dieser musikalische Vortrag lässt Beispiele von Volksliedern demokratischen Charakters aus den unterschiedlichen Epochen erklingen, verbunden mit Einordnungen und Erläuterungen. Er versucht auch eine Antwort zu geben auf die Frage: "Wo finden wir diese Volkslieder heute?"

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